Bildwelten

5. Das Element Luft



Abb. 16 - Element Luft (ARchiv 2020/i06)

  • Erscheinungsweisen: Luft, Sturm, Wind; auch Himmel (mit Wolken)
  • Leitelement: Wind
  • Farbe: transparent

Luft ist das der vier Elemente, „das sich am schwersten fassen lässt“ (Busch 2003, 9). Es ist unsichtbar, nicht greifbar, aber zugleich die Grundbedingung für das Leben aller Lebewesen.

Basiseigenschaften:
Unter dem Aspekt des Austauschs ist das Element Luft bestimmend für Kleinräumiges, so im unmittelbaren Kontakt mit den Menschen, als Austausch zwischen Außen und Innen (I), wie für Großräumiges als Erdatmosphäre in der Dynamik zwischen Oben und Unten, mit Klima und Wettergeschehen (II). Als Gasgemisch verbindet es sich mit den anderen Elementen und wirkt gleichzeitig auf diese gestaltend ein (III). Auch steht Luft für Leichtigkeit und Flüchtigkeit. Als bewegte Luft bringt sie (leichte) Dinge zum spurlosen Verschwinden. In ihrer Unsichtbarkeit steht sie für das Nichts (IV) und die Leere (vgl. die Leere als „Möglichkeitsraum des Geistigen“ und 5. Element in der buddhistisch-japanischen Elementelehre, Musashi 1983).

Natur- und Kulturformen (mit Konstrukten):

I. Außen und Innen
Das Atmen als Austausch zwischen Außen und Innen ist lebensnotwendig; ist es erschwert, ist das Leben gefährdet:

  • a) j. geht die Luft aus (DE);
    j. bleibt die Luft weg (DE);
    j. die Luft abdrücken (DE);
Auch die Qualität der Luft spielt eine wichtige Rolle:

  • b) es herrscht dicke Luft (DE); [„dicke Luft“ als aktuelle Metapher für Luftverschmutzung]

II. Oben und Unten
Im Austausch zwischen Oben und Unten (als Ausgleich zwischen den verschiedenen Luftschichten sowie durch die Erdumdrehung) kommt die Luft in Bewegung: es entstehen Winde, die willkommen sein mögen oder auch nicht, vor allem wenn sie in ihren starken, bedrohlichen Ausprägungen vorkommen:

  • c) es weht ein neuer (frischer) Wind (DE);
    j. den Wind aus den Segeln nehmen (DE);
    in den Wind hinein rufen (JP);
    eine Nachricht vom Winde / diese Nachricht hat der Wind gebracht (JP) (Abb. 17);
    Wer Wind sät, wird Sturm ernten (DE);
    ein Sturm im Wasserglas (DE)


    Abb. 17 - eine Nachricht vom Winde (JP) (ARchiv 2020/105)
Unter dem Aspekt, dass Luft in ihrer Bewegungsrichtung immer nach oben strebt, kommt der „Himmel“ in den Blick. Als naturwissenschaftliches, auch als alltägliches Beobachtungsobjekt (Wettergeschehen) und eigenständiges künstlerisches Sujet (z. B. Wolkengebilde, Lichtstimmungen) erfährt der Himmel als Phänomen viel Aufmerksamkeit. Dies gilt ebenfalls für die Metaphernbildung. Hier bedeutet „Himmel“ einen für die „Erdlinge“ (Menschen) unerreichbaren, dafür umso fantastischeren Bereich, der allerdings auch bedrohlich sein kann:

  • d) Der Stein am Fluss kann nicht Stern am Himmel sein/werden (JP);
    das Blaue vom Himmel erzählen (DE);
    selbst wenn Feuer (Blitze) und Speere vom Himmel fallen (JP)

III. Luft und die anderen Elemente
(vgl. weitere Beispiele unter Elementpaare, Abschnitt 6)
Insofern als Luft immer eine Feuchtigkeit (Luft + Wasser) aufweist, gibt es verschiedene Erscheinungsweisen: Dunst, Dampf (künstlich), Nebel, Wolken:

  • e) j. Dampf machen (DE);
    mit einer Stange im Nebel stochern (DE)
Auch wirkt die bewegte Luft auf die anderen Elemente ein (Oberfläche des Wassers, Verbrennungsprozesse/Explosionen (Feuer), Zerkleinern von Erde/Gestein in Sand, Staub). Dabei gibt es auch Übergänge zur Gruppe IV (s. u.)

  • f) Auf dem Meer gibt es keine Wellen (JP);
    Die Wogen gehen hoch (DE)
  • g) in die Luft gehen (DE)
  • h) zu Staub werden (DE)

IV. Leicht, flüchtig, unsichtbar, nichts (leer)
Luft steht für Leichtigkeit (anders die Erdenschwere) und Flüchtigkeit. Die bewegte Luft bewegt anderes, bringt es zum Verschwinden, ohne Spuren zu hinterlassen.

  • i) wie Spreu im Wind verfliegen (DE);
    die Asche im Wind verstreuen (JP);
    wie eine Staubwolke vor dem Wind (JP) (Abb. 18);
    wie ein Lampenlicht im Wind erlöschen (JP)


    Abb. 18 - wie eine Staubwolke vor dem Wind (JP) (ARchiv 2020/107)
Die Durchlässigkeit der bewegten Luft (als Schallwellen), in einem begrenzten Raum (Element Erde), lässt temporär Gräusche entstehen:

  • j) Wie man den Wald hineinruft, so schallt es heraus (DE)
Ansonsten entspricht der Luftraum einem Illusionsraum, der nichts Substanzielles enthält, was in der Realität Bestand hat:

  • k) von Luft und Liebe leben (DE);
    Luftschlösser bauen (DE) (Abb. 19);
    in den Wolken schweben (DE);
    auf Wolke Nummer Sieben (DE);
    aus allen Wolken fallen (DE)


    Abb. 19 - Luftschlösser bauen (DE) (ARchiv 2020/89)
Schließlich, unsichtbar wie sie ist, wird sie dem Nichts gleichgesetzt:

  • l) für j. Luft sein (DE);
    sich in Luft auflösen (DE)
In dieser Vorstellung kommt etwas zum Ausdruck, das in der alt-shintoistischen Fünf-Elemente-Lehre als eigenes Element hervorgehoben ist. Das Nichts, gedacht als leerer, geistiger Raum, eröffnet die Möglichkeit, Gedanken entstehen zu lassen.